Was ist Individualdiagnostik?
Individualdiagnostik dient dazu, die Ausprägung von psychologischen Merkmalen, die nicht direkt beobachtbar sind, möglichst präzise zu erfassen. Es gibt verschiedene Arten von Individualdiagnostik, die sich in ihrer Qualität (z.B. Standardisierung, Aussagekraft, Generalisierbarkeit, Objektivität) unterscheiden. Auch Unterrichtsbeobachtungen von Lehrkräften sind im weitesten Sinne Individualdiagnostik. Diese Einschätzungen sind jedoch subjektiv geprägt, da auch immer die persönliche Erfahrung mit anderen Schüler*innen in der Vergangenheit und aktuell in die Beurteilung einfließt.
Um eine möglichst objektive Einschätzung psychologischer Merkmale zu erhalten, sind individualdiagnostische Verfahren in Form von validierten Testinstrumenten das Mittel der Wahl. Auf der Grundlage von individualdiagnostischen Verfahren lassen sich im schulischen Kontext bildungsbezogene Entscheidungen ableiten, z. B. ob für ein Kind außerunterrichtliche Förderung beantragt werden sollte oder ob Hochbegabung vorliegt. Im Gegensatz zu anderen schulischen Testverfahren (z. B. Klassenarbeiten) sind individualdiagnostische Verfahren nicht direkt auf die Überprüfung kürzlich behandelter Lerninhalte bezogen, sondern sie messen vom konkreten Unterrichtsthema unabhängige Fähigkeiten. Die Interpretation der Ergebnisse ist darüber hinaus nicht abhängig von der Leistung der getesteten Lerngruppe (Klasse), sondern die Bedeutung der erreichten Punktwerte (sogenannte Rohwerte) ist bereits vorher, häufig in sogenannten Normtabellen festgelegt.